ABENTEUER ZIRKUS

Mein letzter Zirkusbesuch liegt Jahre zurück. Ich erinnere mich gar nicht mehr so genau an alles. Lediglich an bunte Lichter, ein großes Zelt, eine dunkle Zuschauertribüne und eine hell erleuchtete Manege. Die Aufführung war spannend von der ersten bis zur letzten Minute, auch wenn ich nicht mehr weiß, was es für Attraktionen gab. Über dem Zirkus lag aber auch für mich immer ein Hauch Magie.

Warum ich das erzähle? Meine große Tochter hat jetzt das große Glück, zusammen mit ihrer ganzen Schule, eine Woche an einem Zirkusprojekt teilzunehmen. Mir war zu Beginn des Schuljahres, und damit auch überhaupt ihrem Schulbeginn, nicht klar, was das genau bedeuten würde. Durchgeführt wird das ganze Projekt von einem richtigen Zirkus, dem Zirkus Rondel. Früh ging es los mit der Planung, den Elternabenden, dem Eintragen in Helferlisten. Und doch ist mir erst nach und nach klar geworden was da auf uns zukommt, dass zum Beispiel unter Anleitung ein richtiges Zirkuszelt aufgebaut werden muss. Mal ganz ehrlich, wer hat das schonmal getan?

So haben wir uns gestern alle vier auf den Weg zum Aufbau gemacht. Sicherlich alle mit unterschiedlichen Gefühlen. Ich habe eine große Vorfreude gefühlt und auch etwas Skepsis. Würde die Magie aus meiner Erinnerung bleiben? Ich war zwar nicht zum helfen eingetragen, wollte aber doch wenigstens Zuschauer sein.

Wir kamen etwas zu früh an, waren aber auch nicht die einzigen, die schon da waren. Die großen LKW ließen klar erkennen, das wird keine ganz leichte Aufgabe. Eine gewisse Spannung lag in der Luft, konnte man doch  anhand der schon vorhandenen Bodennägel erraten, wie groß das Zelt werden würde. Pünktlich wurden alle Eltern vom Zirkusdirektor und der Schulrektorin begrüßt.

 

Der Startschuss war gefallen und ab da ging es rund! Als Beobachter bekam man das Gefühl eines total Chaoses, aber alle Helfer versicherten mir, alles wäre sehr geordnet. Anweisungen wurden quer über den Platz gebrüllt. Ich hätte das ganze gerne mal von oben gesehen, den wild wuselnden Ameisenhaufen.

Irgendwann war alles so vorbereitet, dass die vier Hauptpfeiler mit Hilfe eines Treckers aufgerichtet wurden. Obwohl ich am Rand mit meiner Kamera stand, hatte ich auf einmal eine Aufgabe. Alle Kinder standen neben mir an einem großen Hänger und sollten diesen “bewachen”. Ich sollte darauf achten, die Kinder aus der Gefahrenzone zu halten. So stand ich zwischen dem Hänger fürs Zelt und neben dem Zelt für die Tiere, dass schon aufgebaut war.

Mitten im spannendsten Moment büxste neben mir eine Ziege aus. Da stand ich für einen Bruchteil von einer Sekunde, kreischende Kinder neben mir, die so das Tier an der Flucht hindern wollten und einer zum Sprint ansetzenden Ziege vor mir. Schnell packte ich sie am Halsband, als auch schon die nächste Ziege türmte. Jetzt hatte ich links und rechts eine Ziege und war froh, als ich merkte, dass Mitarbeiter vom Zirkus auf die Situation aufmerksam geworden waren und die Tiere wieder in Empfang nahmen. Die Stützpfeiler standen nun und die Plane konnte mit Hilfe von vier Seilzügen nach oben gebracht werden.

 

Es folgten anschließend noch so viele Schritte bis das Zelt endgültig stand. Wirklich faszinierend aus wie vielen Einzelteilen alles zusammengesetzt ist. Ich war sehr froh, dass eine ganze Menge Eltern da waren und geholfen haben. Die Stimmung untereinander war auch wirklich gut und ließ ein fantastisches Wir-Gefühl entstehen.

 

Nach drei Stunden half ich in der Manege Hobelspäne zu verteilen und eine Plane auszulegen. Man konnte bei dem ganzen Vorhaben nicht einfach nur zusehen, man wollte einfach mithelfen. Aber nun waren wir für diesen Tag erst einmal fertig.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich bin, das miterlebt zu haben. Das man einmal so hinter die Kulissen sehen kann, war faszinierend und spannend. Nun ist meine Vorfreude vor der Aufführung der Kinder noch mehr gewachsen, weiß ich doch jetzt, wieviel Arbeit in dem ganzen Projekt steckt. Und die Magie, ist auch eher ein kleines bisschen mehr geworden.

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