KEMPEN – MEIN ZU HAUSE

Woran merkt man eigentlich, dass man in einer neuen Stadt zu Hause ist? Das habe ich mich in meinem Leben schon häufiger gefragt. Ich bin in Solingen geboren. Solingen wird meine Heimat bleiben, zu der es mich immer wieder zurückzieht. Auch wenn es nur kurze Besuche sind, kann ich nicht beschreiben, wie vertraut mir noch alles ist.

Dann habe ich mal kurzfristig drei Monate auf Wangerooge gewohnt. Das Leben auf der Insel ist etwas ganz anderes, als das auf dem Festland. Ich bin wirklich froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte. Aber dauerhaft auf einer so kleinen Insel leben, dass kann ich mir nicht vorstellen.

Ich habe in Münster gelebt und studiert. Eine aufregende Zeit in einer fantastischen Stadt. Bin dann für meine Ausbildung nach Krefeld gezogen und jetzt lebe ich seit einigen Jahren in Kempen. Kempen ist eine kleine Stadt am Niederrhein mit etwas über 35.000 Einwohnern. Kempen hatte es nicht gerade leicht mein Herz zu erobern, im Gegensatz zu seinen Bewohnern. Obwohl es eine wunderschöne alte und romantische Stadt ist, in der man immer wieder neue Ecken entdecken kann.

Für meinen Geschmack ist die Stadt aber etwas zu klein, zu ruhig, zu verschlafen. Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass die Geschäfte teilweise Mittagspause machen. Und davon werde ich auch heute noch immer wieder überrascht. Man ist fast überall schnell mit dem Fahrrad. Aber leider bin ich zu Beginn meiner Zeit hier überhaupt nicht gerne Fahrrad gefahren. Und ich komme auch heute  noch ins Schwitzen, wenn ich meinem Mann hinterher hetze.

Und doch sind irgendwie die Fahrräder Schuld, dass ich mich mit meinem neuen Wohnort so richtig angefreundet habe. Zu Beginn meiner Zeit in Kempen, mein Mann und ich wohnten noch nicht mitten in der Stadt, vernamen wir einmal im Jahr seltsame Geräusche aus jener. Rückblickend kann ich nicht genau sagen, ob ich in dem Jahr oder in dem Jahr danach, oder danach … dahinter gekommen bin, was es mit dieser „Hupe“ auf sich hatte. Aber irgendwann lichtete sich das Dunkel. Dahinter steckte das Radrennen „Rund um die Burg. Das schnellste Straßenrennen Deutschlands.“.

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Genauer gesagt, das Safety Car, das dem Rennen vorweg fährt.

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Nachdem ich das in Erfahrung gebracht hatte, besuchte ich in einem Jahr, ich war mit Zoe schwanger, und meinem Vater und seiner Frau, das Rennen. Und ab da, habe ich es eigentlich fast jedes Jahr, verfolgt. Was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass wir direkt an die Rennstrecke gezogen sind. So haben wir in dem Jahr unseres Umzuges vor unserer Haustüre auf den Stufen gessesen und das Rennen verfolgt, obwohl der Umzug noch in weiter Ferne lag. Leztes Jahr lagen die Kinder auf Polstern unserer Gartenstühle im Eingang und mein Mann hat immer dann, wenn das Hauptfeld vorbei gefahren ist, gebohrt und gesägt. Unser Flur brauchte für die kalten Tage einen Windfang. Es gibt sicherlich noch mehr kleine Geschichten, die es zu diesem einen Tag im Jahr gibt, aber ich will keinen langweilen.

Und heute war endlich wieder Renntag! Und wir haben einen großen Teil des Tages draußen vor unserer Haustüre verbracht. Dort haben wir die kleinen und großen Rennfahrer aller Kategorien angefeuert und ihnen nach dem Rennen zugejubelt.

Gegen Ende sind wir dann losgezogen Richtung Ziel. Heute bei dem Wetter war das ein herrlicher Spaziergang durch Kempen.

Ich freue mich mittlerweile jedes Jahr, wenn ich die Plakate sehe, auf den Renntag. Und ich bin auch etwas stolz darauf, dass in meiner Stadt, das schnellste Straßenrennen Deutschlands stattfindet. So hat sich Kempen wohl doch in mein Herz geschlichen.

6 Gedanken zu „KEMPEN – MEIN ZU HAUSE

  1. Nätty

    Home sweet Home 🙂 Wirklich schön geschrieben. Und tolle Bilder wie immer. Obwohl ich eigentlich gar nicht auf Radrennen stehe, hast du mich mit Wort und Bild dafür begeistert!

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  2. Nina

    Hallo Nadine,
    sehr schöner Post! Sag nächstes Jahr bitte Bescheid, unser Lenny liebt Radrennen, wir kommen sehr gerne vorbei!
    Lg auch an den Rest der Sippe!
    Nina

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  3. Anne Claaßen

    Hallo Nadine,
    was für ein wunderbarer Kommentar über „mein“ Radrennen.
    Wir lassen es in diesem Jahr leider ausfallen, dennoch würde ich gerade diesen Text gerne auf unserer Seite RSC Kempen in Facebook posten,
    darf ich das oder wie bekomme ich das übermittelt?
    Bin nicht ganz so firm ,…

    LG
    Anne Claaßen (der Organisator 😉 )

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