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VERFILZT UND ZUGENÄHT

Ich muss euch noch etwas zu Weihnachten erzählen. Ich weiß, Weihnachten ist schon ewig her, aber das musste ich erst noch mal sacken lassen, bevor ich davon berichten konnte.

Da mein Mann und ich dieses Weihnachten wirklich früh damit fertig waren Geschenke für die Kinder zu besorgen, dachte ich mir, warum nicht mal einige Geschenke selber herstellen? Nun ja, jetzt weiß ich wieder genau, warum ich das sonst immer vermeide. Was nicht heißen soll, das es ein totaler Reinfall war. Die Beschenkten haben sich wirklich sehr gefreut. Das hat mich dann wieder etwas versöhnlicher gestimmt. Wobei es auch eigentlich nur ein Geschenk war, das mich in den Wahnsinn getrieben hat.
Anfang Dezember bekam ich von Lana Grossa einen Flyer zugeschickt. Darauf abgebildet war ein Adventskalender. Dieser Adventskalender beinhaltete jeden Tag eine kostenlose Anleitung. Und am am 24. war eine Tasche abgebildet. Und ich wusste direkt, wem ich sie schenkte wollte. Also, auf in den Woll-Laden Wolle kaufen. Mein einziges Problem, die Tasche sollte erst gestrickt und dann gefilzt werden. Das hatte ich noch nie gemacht. Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich recht leichtsinnig.
Da saß ich zu Hause mit meiner Anleitung und musste erst einmal feststellen, dass das Muster durch einen relativ regelmäßigen Farbwechsel entsteht. Funktioniert natürlich nur, wenn man ständig die Farbe wechselt. Also machte ich mich ans Recherchieren, wie man ein Muster mit zwei Fäden gleichzeitig strickt. Ich befragte YouTube und diverse Bücher. Zuerst versuchte ich es mit zwei Fäden auf einem Finger.

Zwei Fäden

Prinzipiell irgendwie machbar, Aber es lief überhaupt nicht rund. Ein Faden war immer straffer als der andere, beide Fäden verhederten sich ineinander und machten auch sonst das, was sie wollten. Spätestens jetzt bekam ich eine kleine Hitzewallung. Was hatte ich mir denn da vorgenommen? Zusätzlich bereitete mir das Muster furchtbare Schwierigkeiten. Ständig dieses Farbewechseln war ich einfach nicht gewohnt. Ich öffnete unzällige Maschen, um sie anschließend neu zu stricken und nochmal festzustellen: das Muster sieht immer noch falsch aus.

Zweiter Versuch die zwei Fäden anständig zu führen: eine Farbe auf dem einen und die andere auf dem anderen Zeigefinger.

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Joah, das könnte irgendwie klappen. Ich merkte schon, es dauert ewig und die Hinrunde strickte ich immer etwas zu fest. Das konnte man dem Muster auch ganz leicht ansehen. Aber ich wollte ja anschließend noch filzen, ich hoffte kleine Fehler würden dann verschwinden. Jetzt hieß es, Augen zu und durch. Ich hatte auch eigentlich keine Zeit um noch mehr auszuprobieren. Doch so richtig glücklich war ich nicht. Wie soll man das auch sein, hat man ein Hochglanzmagazin vor sich mit der Anleitung und einem fantastischen Bild als Endergebnis. So würde meine Tasche doch nie im Leben werden. Na ja, es muss ja noch gefilzt werden.

Dann kam wieder ein Mittwoch. Dort gehe ich gerne zum Stricktreffen meines Woll-Ladens. Mittlerweile war ich auch fast mit der ersten Seite fertig. Die Besitzerin des Woll-Ladens riet mir, mal einen Strickfingerhut zu testen. Na schlimmer konnte es nicht mehr werden. So sieht das Teil dann aus:

Strickfingerhut

Klein und unscheinbar kommt er daher, der Strickfingerhut. Eine Verbesserung erwartete ich irgendwie nicht wirklich. Ich war eher der Meinung zu soetwas einfach nicht gemacht zu sein. Die ersten Versuche mit dem Fingerhut verliefen auch eher schlecht. Die Wolle blieb zwischen dem gedrehten Metall stecken. Meine Hände schmerzten so langsam, weil ich die ganze Zeit verkrampfte, egal mit welcher Technik. Und dann *plopp* ist der Knoten geplatzt. Ich hatte das Muster endlich verinnerlicht und die Fäden liefen super durch den Fingerhut. Ich kann gerade nicht genau sagen, wie man dann die Fäden am besten hält oder um die Finger wickelt, dass muss warscheinlich eh jeder für sich selber rausfinden.

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Und dann war ich fertig mit dem Rückteil. Ich hab nochmal ein kleines Stück gestrick, um zu zeigen, wie die Strickstücke von vorne und hinten aussahen. Es war ja keine Zeit um irgendwelche Fotos zu machen. Von vorne sieht man das Muster und von hinten die ganzen Spannfäden.

Muster - Spannfaeden

Tja, da ich jetzt sowohl Hin- als auch Rückrunde gleichmäßig locker gestrickt hatte, war das zweite Teil viel größer als das Erste. Das erste war etwas schmaler, aber auch um einiges kürzer. Na ja, es muss ja noch gefilzt werden. Irgendwie half mein Mantra nicht mehr.  Jetzt fühlte ich wirklich Panik pur.

Sorgen erst einmal beiseite schieben und den Boden und die Seitenteile stricken. Perlmuster, kein Problem. Damit war ich ruckzuck fertig. Und nein, Vorder- und Rückenteil hatten sich nicht selbständig angepasst. Da konnte ich noch so häufig kontrollieren.

Ok, da sah ich nur einen Ausweg. Ans Vorderteil noch ein Stück anstricken, sodass die zwei Teile wenigstens gleich lang waren. Alles zusammen nähen und einmal ganz tief Luft geholt. Ich hatte jetzt einige Stunden mit der Tasche verbracht, verschiedene andere Projekte, die eigentlich für Weihnachten in meinem Kopf geisterten, gestrichen. Die Tasche war fertig gestrickt. Aber jetzt sollte sie in die Waschmaschine zum Filzen. Und wenn sie das nicht überlebt? Später nur ein Klumpen Wolle aus der Maschine kommt? Es half ja alles nichts. Tasche mit Schwung und Handtüchern in die Waschmaschine. Ich habe einer Waschmaschine noch nie soviel Aufmerksamkeit beim Waschen geschenkt. Tigerte die ganze Zeit um sie herum, auch wenn man nichts erkennen konnte. Und ich war so erleichtert, als sie heil aus der Maschine gekommen ist. Nachdem die Henkel angenäht und die Pompoms hergestellt und angebracht waren, war ich wirklich richtig Stolz.

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Am liebsten hätte ich die Tasche nicht hergegeben, aber so ist das nun mal mit Geschenken. Da würde mich doch schon interessieren, ob ihr ähnliche Geschichten zu berichten habt. Ich bin schon ganz gespannt.

 

2 Gedanken zu „VERFILZT UND ZUGENÄHT

  1. Molly

    Hallo Nadine,

    hätte ich einen, so würde ich meinen Hut vor dir ziehen. Zweimal sogar … Einmal für dein Durchhaltevermögen und nochmals für die fertige Tasche. Großes Kompliment an dich.

    Ich habe auch Garn für eine gehäkelte Filztasche bei meinen Vorräten liegen und bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis, zumal es sich um mein erstes Filzprojekt handelt. Da die Tasche einfarbig wird, bleibt mir Immerhin das Gefummel mit zwei Fäden erspart 😉 Und ich hoffe, dass sie wenigstens annähernd so schön wird wie deine.

    Wünsche dir einen schönen Sonntag und sende dir
    herzliche Grüße aus Rheinland-Pfalz
    Molly

    Antworten
    1. Nadine Beitragsautor

      Hallo Molly,
      dankeschön für die wunderschönen Komplimente. Darüber freue ich mich wirklich sehr.

      Ich drücke Dir für Deine Häkeltasche ganz fest die Daumen. Neue Herausforderungen sind doch immer wieder was Schönes. 🙂

      Wünsche Dir auch einen schönen Sonntag und liebe Grüße vom Niederrhein

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