NUR VERSUCH MACHT KLUG

Was lange währt wird endlich gut. Eigentlich mag ich den Spruch nicht so, aber er passt gerade so gut. Was so lange gedauert hat? Mein erster selbst entworfener Schulterwärmer oder auch Shrug genannt. Wie lange es gedauert hat? Über ein Jahr! Aber doch nicht ein Jahr für einen Shrug! Nun ja. Irgendwie schon. Dafür freue ich mich jetzt umso mehr über den Abschluss des Projektes.

Angefangen hat alles letztes Jahr in England. Eigentlich wollte ich meine Häkeldecke weiter häkeln (Nein, die ist auch noch nicht fertig! Aber das ist wieder ein ganz anderes Kapitel.), wie sich dann aber leider herausstellte hatte ich die nächste Farbe, die ich häkeln wollte, zu Hause vergessen. Ich hatte also sechs von meinen sieben Farben dabei. Grummel. Irgendetwas wollte ich aber gerne machen. Also ab in den nächsten Handarbeitsladen Wolle kaufen. Da unser Auto gerammelt voll war mit Dingen fürs Zelten, konnte ich mir nur ein kleines Projekt besorgen. Genauer gesagt, hatte mein Mann vor dem Urlaub gesagt, ich dürfte mir gar keine Wolle kaufen. Hahaha! Zum Glück gab es in Bridport einen wundervollen Laden! Falls ihr einmal dort seid, schaut doch mal rein! Er heißt Bridport Yarn und hier geht es zur Internetseite des Ladens. Dort habe ich, dank einer super Beratung, ein perfektes Projekt gefunden. Einen Shrug, den ich immer wieder gerne trage. Etwas für kühlere Sommerabende.

Da entstand die Idee, eine größere Variante von dem Shrug, zu stricken. Etwas für schöne Herbsttage oder kuschelige Abende drinnen.

Als ich für meine Mutter einen Pullunder gestrickt hatte, der aber zu riesig und unförmig war, sodass ich alles noch einmal aufmachte, sah ich das als Gelegenheit meine Idee in die Tat umzusetzen. Ich hatte zwar auch schon Wolle für meinen zukünftigen Shrug besorgt, aber ich wollte lieber zuerst das Projekt für meine Mutter fertig stellen. Genauso wie bei dem „kleinen“ Shrug strickte ich zuerst ein Viereck und wollte dieses anschließend auf die gleiche Weise zusammennähen. Nur schien das nicht der richtige Weg zu sein. Die Rückenpartie legte sich anschließend in unschöne Falten. Und ganz ehrlich, unschöne Falten sind weder im Gesicht, noch in Kleidungsstücken willkommen.

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Zusätzlich wurde die Rückenpartie auch einfach nicht so lang, wie ich es gerne gehabt hätte. Mehrfach habe ich die Größe von meinem Grundviereck geändert, auch mit der Wolle für meinen Cardigan, damit ich nicht immer alles wieder aufmachen musste. Und ich wurde auch ein wenig ungeduldig, was die Fertigstellung meines Shrugs anging. Ich hatte die Hoffnung, bei einer anderen Größe würde sich das mit den Falten von selbst erledigen, aber das trat leider nie ein. Dann versuchte ich mit Zunahmen in den Blenden, die Falten auszugleichen, aber auch das half nicht. Hätte ich mir auch eigentlich von vornherein denken können. Aber ich hatte wohl die ganze Zeit über ein dickes Brett vor dem Kopf. Auch das kann ja mal passieren.

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Irgendwann hatte ich dann keine Nerven mehr. Und ich widmete mich anderen Projekten. Natürlich hätte ich sicherlich im Internet leicht eine Anleitung gefunden, die mir weiter geholfen hätte, aber ich wollte das selber rausfinden. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt und ich wollte verstehen, warum was wie zusammenhängt und funktioniert, oder auch eben nicht.

Jetzt, fast ein Jahr später, wollten wir ein paar Tage ans Meer. Vorher war mir die Tasche mit meinem angefangenen Shrug in die Hand gefallen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich den Shrug aus meiner absoluten Lieblingswolle gestrickt habe? Olympia von Lana Grossa! Die Wolle findet ihr schon mehrfach hier auf meinem Blog (z. B. als Mütze, als Dreieckstuch oder Loop) . Ich mag die Wolle einfach wahnsinnig, weil sie so schön warm ist, sich super verarbeiten lässt und es sie in vielen schönen Farben gibt. Und als ich mich so ärgerte, dass ich diesen, in meiner Vorstellung, umwerfenden Shrug immer noch nicht tragen konnte, traf mich ein Geistesblitz, wie mein Problem zu lösen sei. Also Tasche mit eingepackt und in einer ruhigen Minute die Idee ausprobiert. Und siehe da! Es klappt und das Ergebnis ist so, wie ich es mir von vorne rein gedacht habe. Da hätte ich auch mal direkt drauf kommen können. Ich habe das ganze einfach anders zusammengenäht. Manchmal ist ein wenig Abstand zu seinen Strick-Problemen wirklich hilfreich. Ruckzuck waren die Blenden angestrickt und alles fertig, sodass ich sogar noch zum Probetragen gekommen bin. Und ich konnte mein erstes Fotoshooting am Strand machen. Das hat total Spaß gemacht, auch wenn ich mir gewünscht hätte, es wären weniger Leute unterwegs gewesen.

Ich habe mich für eine Blende am Halsauschnitt im kleinen Perlmuster entschieden. Ich war mir deshalb erst etwas unsicher, aber es gefällt mir wirklich sehr gut.

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Die Blenden an den Ärmeln habe ich anders gestrickt. In einem Rippenmuster, sodass sie sich enger an die Arme anlegen und nicht soweit abstehen.

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Und wie ihr seht, keine komischen Falten mehr am Rücken und lang genug ist es auch.

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Jetzt werde ich den Shrug für meine Mutter noch mal aufmachen und neu stricken. Nach unzähligen Versuchen weiß ich ja jetzt endlich, wie es geht. Und in der nächsten ruhigen Minute setze ich mich mal dran eine Anleitung zu schreiben. Mir juckt es auch in den Fingern, das ganze mit langen Ärmel zu stricken, oder in einer anderen Farbe, oder insgesamt länger, oder mit einem anderen Muster … Aber vielleicht gebe ich jetzt zuerst meiner Decke noch eine Chance.

 

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