ME(E)HR HERBST

Wie ich hier schon berichtete, hat uns der diesjährige Sommerurlaub nach England gebracht. Die letzten zwei Jahre haben wir unseren Sommer in Belgien, genauer im Ort De Panne, verbracht. Ich kann nicht sagen, dass uns die Entscheidung woanders hin zu fahren wirklich leicht gefallen ist. Rückblickend war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, doch ein wenig wehmütig waren wir trotzdem alle. Noch gemeiner war es für uns Erwachsene, die Kinder können ja zum Glück noch nicht lesen, dass wir genau an De Panne vorbei fahren mussten auf dem Weg zur Fähre und zurück. So fassten wir auf dem Rückweg den Entschluss, nachdem wir kurz überlegten unseren Sommerurlaub um ein paar Tage in De Panne zu verlängern und das aber gleich wieder verwarfen, im Herbst nochmal herzukommen.
Nach langen Wochen war es jetzt endlich soweit. Im Gegensatz zum Sommer hatten wir uns im Vorfeld eine Ferienwohnung gemietet. Zelten ist für mich doch eher eine Sommerangelegenheit. Die Ferienwohnung hatten wir schon einmal vor 5 Jahren mit unserer großen Tochter gemietet.

Da war sie 10 Monate alt und lernte gerade sich an Möbeln hochzuziehen und zu stehen. Für uns war damals alles mit Kind und gerade Urlaub mit Kind neu und aufregend. So war es für mich eine sehr emotionale Angelegenheit mit zwei Kindern zurückzukommen und sich an die Anfänge des Elternseins zurückzuerinnern. Dieses Jahr kam noch ein Jubiläum dazu. Ich war vor ungefähr 30 Jahren selber das erste Mal in De Panne zum Urlauben. Und nun habe ich mir fest vorgenommen mal bei meinen Eltern nach alten Bildern zu suchen. Denn De Panne hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Und das nicht immer zum Positiven. Ich sah im Laufe der Jahre viele alte heruntergekommene, einst prachtvolle Häuser, die abgerissen wurden, um Platz für neue Hochhäuser mit Ferienwohungen für die vielen Touristen zu schaffen. Dabei wurde leider nicht immer auf die Optik geachtet. Und so ist der Blick vom Meer auf die Promenade nicht der schönste.

Deshalb hielt ich vor 5 Jahren eine lange Ansprache an meinen Mann, die Wahl des Urlaubsortes De Pannes wäre in meiner Familie (es sollte mit einigen anderen Familienmitgliedern dorthin gehen) eher eine emotionale denn eine rationale Entscheidung. Wenn man sich nicht genau umsähe, wäre es aber ein prima Urlaubsort.

Zum Glück ließ sich mein Mann nicht abschrecken. Und zum Glück habe ich durch ihn De Panne nochmal mit neuen Augen betrachtet. Mittlerweile hat sich doch wirklich viel getan. Ich finde nicht mehr alle Neubauten völlig geschmacklos und auch ältere Gebäude werden wieder saniert. Ich hoffe z. B., dass dieses Haus am Strand bald wieder in neuem Licht erstrahlt.

So lohnt es sich zum Beispiel auf der Haupteinkaufsstraße Zeelaan nicht nur die Geschäfte zu betrachten, sondern auch mal einen Blick darüber zu werfen.

Durch meinen Mann animiert, habe ich neue Ecken in De Pann entdeckt, die ich vorher nie sah, oder die mir einfach nie so aufgefallen sind. So entdeckten wir für uns das Dumont Viertel, benannt nach seinem Architekten Albert Alexis Dumont. Mittlerweile ist das Viertel denkmalgeschützt. Ich denke, uns gefällt es so gut, weil es Häuser im typischen Cottage-Stil beinhaltet.

Wirklich sehenswert ist auch die Leopold I Esplanada. Hier erinnert ein riesiges Monument daran, wie der erste König Belgiens, Leopold der Erste, zum ersten Mal belgischen Boden betrat.

Jetzt will ich aber nochmal auf unseren Familienurlaub zurück kommen. Natürlich ist die Architektur des Urlaubsortes nicht das entscheidende Kriterium nachdem wir uns für ein Ziel entscheiden würden. Nein, was unseren Kindern gefällt sind natürlich ganz andere Dinge. Im Sommer bietet die Gemeinde viele, meist kostenlose Attraktionen an, abendliche Shows für Kinder, Sandburgen-Wettbauen, Strandläufe … Und wo wir gerade bei Strand sind, hier gibt es einen fantastischen breiten Sandstrand. Sandburgen kann man zu jeder Jahreszeit bauen und Muscheln sammeln macht auch einfach immer Spaß!

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Natürlich darf bei einem Besuch in De Panne eine Fahrt mit den Räppelchen nicht fehlen. Entschuldigt bitte, dass ich nicht genau weiß, wie der Fachausdruck für diese Fahrzeuge ist. Aber solange ich denken kann, heißen sie in meiner Familie Räppelchen. Und es macht auch als Erwachsener riesigen Spaß damit über die Promenade zu düsen.

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Man kann noch vieles mehr erleben, aber so in die Tiefe wollte ich jetzt nicht gehen. Nur noch etwas dazu, wie toll ich Herbsturlaub generell finde. Es ist einfach ein super gemütlicher Urlaub. Wir hatten, auch durch das Wetter bedingt, nicht die ganze Zeit das Gefühl etwas draußen machen zu „müssen“. So haben wir auch einfach die Zeit zu viert genossen, gebastelt, gekuschelt, gespielt (und ich habe natürlich auch gestrickt) …

Wir haben uns also runderhum einfach erholt.

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Von dem belgischen Essen brauche ich euch nicht vorschwärmen, oder? Ich sage nur belgische Schokolade, Brüsseler Waffeln, Pommes, Pralinen … Ich liebe die vielen Patisserien mit ihrem köstlichen Gebäck.

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Die nächsten Tage mache ich wohl lieber einen großen Bogen um meine Waage und lege ein paar extra Runden beim Joggen ein. 😉

Viel zu schnell ist die Woche vergangen, auch wenn sie uns durch die vielen Erlebnisse wirklich lang vorkam. Irgendwie finde ich als Zusammenfassung des Urlaubes den Ausspruch meiner Tochter sehr passend: Können wir die Wohnung kaufen? Jetzt weiß ich, wo ich wohnen will. Natürlich haben wir nicht geplant auszuwandern, aber wir werden wohl immer wiederkommen. Weil es uns dort irgendwie alle immerwieder hinzieht. Und ich bin jetzt schon gespannt, wann wir unsere Füße wieder in den Sand stellen und tief die Meeresluft einatmen.

Da war es doch ein großes Glück, dass uns bei unserer Ankunft mit Fernweh im Gepäck, die reifen Maronen im Garten begrüßten. So rösten wir Kastanien im Ofen und genießen weiter gemütlich den Herbst auch ohne Strand.

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Ein Gedanke zu „ME(E)HR HERBST

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